Paralimni, Zypern, 18.September 2004 – 27.September 2004
Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, liegt es an der Badehose. Es gibt viele Gründe, warum Münster bei den ersten von der EUSA, dem europäischen Dachverband der nationalen Hochschulsportverbände, ausgerichteten Europameisterschaften der Universitäten (EUC) in Futsal auf Zypern nicht mehr als den zehnten Platz erreicht hat. Der wohl wichtigste die Stärke der Gegner. Unser liebster Grund unsere schlechte Form und fehlende Spieler. Ein ernst zu nehmender die semiprofessionellen nationalen Futsalligen, in denen die Mannschaften anderer Länder spielen. Ein schmeichelhafter der unglückliche Modus. Der schönste das viele Essen und die Sonne am Pool. Diesen Luxus sind wir einfach nicht gewohnt.
Die zwölf qualifizierten Mannschaften wurden in vier Gruppen a drei Teams ohne Setzliste gelost. Es stand nur fest, dass die gastgebende Universität, Cyprus College, das Eröffnungsspiel bestreiten würde. Der Modus sah vor, dass nur die Erstplatzierten der vier Gruppen in der Finalrunde die Plätze 1 bis 4, die Zweiten die Plätze 5 bis 8 und die Dritten die Plätze 9 bis 12 ausspielen. Dadurch hing die Endplatzierung bereits sehr vom Glück bei der Auslosung ab. Münster wurde den Mannschaften der Universtäten von Posen aus Polen und von Porto aus Portugal zugelost. Damit waren bereits zwei international renommierte Mannschaften in einer Gruppe. Der verdiente Sieger der Europameisterschaft ist die Mannschaft aus Novi Sad, Serbien-Montenegro. Im Halbfinale setzte sie sich gegen die wohl zweitbeste Mannschaft aus Posen sehr knapp mit 4:3 durch. Im Finale schlugen sie Universität Zagreb, Kroatien klar mit 6:1. Posen gewann das Spiel um den dritten Platz gegen die TU Eindhoven souverän mit 6:2.
Mit den Meistern aus Polen und Portugal wurde der deutsche Hochschulmeister aus Münster vor eine große Herausforderung gestellt; die größte seit der ISFF-Weltmeisterschaft der Universitäten im Oktober 2003, bei der Münster Vize-Weltmeister wurde. Bedauerlicherweise konnten wir bei dem für uns bisher größten und sportlich anspruchsvollsten Turnier auf Zypern nicht mit unserer besten Mannschaft antreten. Vor allem der Ausfall von Chris Wenning, dem Beckenbauer des Futsal, der sein zweites medizinisches Staatsexamen in der Turnierwoche mit großem Erfolg bestand, war nicht zu kompensieren; es fehlte der durchsetzungsstärkste Stürmer, Bartek Kaiserek; Kapitän Julian Tietze, der bei der ISFF-WM noch mit fünf Toren als stärkster Spieler herausragte, ist seit Monaten verletzt und spielte ohne Training bei der EM; Michael Sidambarom, ebenfalls bisher herausragender Spieler unserer Mannschaft, konnte seit acht Monaten nicht mehr mit der Mannschaft trainieren, da er in Bordeaux sein Studium fortsetzte; Christoph Thomas verletzte sich kurz vor der EM, so dass er nur zu einem Kurzeinsatz kam und kein anderer Spieler nachnominiert werden durfte. Die Mannschaft bestand damit aus folgenden Spielern: Tomasz Luzar, Georg von Coelln, Julian Tietze, Andre Baron, Gereon Quick, Stefan Westerheide, Michael Sidambarom, Christoph Thomas, Marc Schmitz und Andre Huetig.
Auf Zypern war die Organisation perfekt. Zu den Spielen wurden die Mannschaften mit einem Bus vom Hotel am Strand abgeholt und zu der neu gebauten Halle im Landesinneren gefahren. Das erste Spiel gegen Posen war in der ersten Halbzeit von der Nervosität auf der einen Seite und der taktischen Überlegenheit der Polen auf der anderen Seite geprägt. Den Rückstand von 0:4 konnte Stefan Westerheide durch eine seiner herausragenden Einzelaktionen auf 1:4 verkürzen. Torwart Tomasz Luzar glänzte im gesamten Spiel mit vielen Paraden, konnte jedoch ein 1:5 nach der ersten Halbzeit nicht verhindern. Trotz der Enttäuschung konnten in der Pause Georg von Coelln, Kapitän Julian Tietze und Andre Baron die Mannschaft zu mehr Aggressivität und spielerischer Durchsetzungskraft bewegen. Obwohl es für Posen durch den Turniermodus auf das Torverhältnis ankam, war das Spiel in der zweiten Halbzeit ausgeglichen. Die Tore von Gereon Quick und Julian Tietze stellten den Endstand von 3:7 her. Posen war aufgrund seiner perfekt einstudierten Spielzüge, seiner beeindruckenden Standards und seiner hervorragenden Einzelspieler ein verdienter Sieger.
Münster trat zwar in den ersten Minuten sehr angriffslustig und spielstark auf, ließ sich aber dann in der ersten Halbzeit vom Kombinationsspiel der Polen einschüchtern und verspielte dadurch sehr schnell ein besseres Ergebnis. In der zweiten Halbzeit konnten wir viel stärker auftreten und suchten wieder unsere Chance. Auch die polnischen Trainer waren nach dem Spiel der Meinung, dass wir uns unter Wert geschlagen haben.
Nach einem Ruhetag mit Training und Spielvorbereitung auf dem Futsalplatz des Hotels und einem kulturellen Intermezzo in Agía Nápa spielte Münster gegen Porto, die ebenfalls zu den Turnierfavoriten zählten. Die erste Halbzeit war sehr spannend und wurde aggressiv von beiden Mannschaften geführt. Die schnelle 0:2-Führung der Portugiesen verkürzte Andre Baron nach 15 Minuten auf 1:2. Kurz vor der Pause wurde ein Penalty leider nicht zum 2:2 Ausgleich genutzt. In der zweiten Hälfte konnte Porto wieder ein schnelles Tor erzielen. Doch diesmal konnte Münster nicht dagegen halten und erreichte durch die beiden Tore von Gereon Quick erneut nur ein 3:7.
Trotz dieser beiden Ergebnisse war der Leistungsabstand zu den gegnerischen Teams nicht so groß. Münster fehlten Sicherheit und Abschlussstärke. Mit mehr Glück wäre zumindest gegen Porto auch ein Sieg möglich gewesen. Bei der ISFF-WM 2003 hatte sich Münster noch gegen die drei stärksten portugiesischen Mannschaften durchgesetzt. Posen jedoch war zu stark und gewann auch gegen Porto sicher mit 4:2. Als Gruppenerster spielte Posen im Halbfinale gegen Novi Sad aus Serbien-Montenegro, die in einem hochklassigen Match 4:3 gewannen. Im zweiten Halbfinale zwischen Zagreb und Eindhoven kam es zur Anwendung einer Regel des FIFA-Regelwerkes, die schon bei den adh-open 2004 in Münster Bestandteil der Turnierregeln war, auf die sich aber auf Zypern kaum eine Mannschaft eingestellt hatte. Bei einem Gleichstand zum Ende eines Spiels der Entscheidungsrunde wurde diejenige Mannschaft zum Sieger erklärt, die in der Vorrunde mehr Punkte bzw. das bessere Torverhältnis erzielt hatte. Da die Vorrunde in vier verschiedenen Gruppen und nicht wie in Münster in einer Gruppe mit allen sieben Mannschaften ausgespielt wurde, war diese Regelung sehr unglücklich für die betroffenen Teams. Insbesondere setzte sich so Zagreb gegen Eindhoven durch ein 2:2 im Halbfinale durch.
Der dritte Platz der Gruppe B bescherte Münster ein Spiel gegen die Universität Lamia aus Griechenland. Münster gewann ungefährdet mit 8:4 durch Tore von Georg von Coelln, Michael Sidambarom, Andre Huetig, Marc Schmitz und je zwei Treffern von Stefan Westerheide und Andre Baron.
Das Entscheidungsspiel gegen die Universität Zypern war dagegen wieder sehr ausgeglichen und spannend. In der ersten Halbzeit konnte Zypern zwei Kontertore erzielen, wohingegen Münster mehrmals vor dem Tor scheiterte. Nach der Pause spielte Münster deutlich besser und verkürzte durch ein Tor von Gereon Quick zum 1:2 nach Vorarbeit von Christoph Thomas, der in diesem Spiel zu einem kurzen, aber sehr starken Einsatz kam. Münster spielte weiter sehr druckvoll, musste aber wegen der Offensive erneut ein Kontertor hinnehmen. Münster nahm Torwart Tomasz Luzar vom Feld und wechselte mit Stefan Westerheide einen weiteren Feldspieler ein. Es folgte erneut der Anschluss zum 2:3 durch Michael Sidambarom. In den letzten Sekunden galt für Münster alles oder nichts, doch anstelle des 3:3 fiel kurz vor Schluss das 2:4. Dies bedeutet für Münster den zehnten Platz in einer hochklassig besetzten Europameisterschaftsendrunde. Bei besserer Form, besserer Besetzung, z.B. mit Chris Wenning, und so weiter…, aber es liegt eben nicht alles an der Badehose.
Die Endplatzierungen lauten:
- Universität Novi Sad, Serbien-Montenegro
- Universität Zagreb, Kroatien
- Universität Posen, Polen
- TU Eindhoven, Niederlande
- Cyprus College, Zypern
- Universität Tel Aviv, Israel
- Universität Porto, Portugal
- Universität Nancy II
- Universität Zypern, Zypern
- Universität Münster, Deutschland
- Universität Thessalia, Griechenland
- Universität Lamia, Griechenland
Wir bedanken uns insbesondere beim Hochschulsport Münster, der uns eine wunderbare Woche auf Zypern ermöglicht hat.
Leider blieben damit die Siege bei den adh-open im Futsal in Münster, dem 1. Hanse-Futsal-Cup in Bremen, den 1. German-Futsal-Open in Frankfurt und der Sieg beim 17. Dortmunder Bandencup, dem größten deutschen universitären Hallenfußballturnier, die größten sportlichen Erfolge der Futsalmannschaft der Universität Münster im Jahr 2004.