2nd European University Futsal Championship 2005 Latina, Italien

Latina, Italien,  17.Juli 2005 –  24.Juli 2005

Vorne steht die Eins, hinten die Null, so soll es sein. Aus der richtigen Perspektive kann der zehnte Platz der Uni Münster bei den zweiten Europameisterschaften der Universitäten im Futsal in Latina in Italien als ein toller Erfolg bewertet werden. Mit einem hervorragenden Spiel gegen Portugal überzeugte Münster im Turnier. Doch nicht nur sportlich konnte die Mannschaft aus Münster überraschen. Sie versetzte mit Outfit, Gesängen, Moves auf und neben der Tanzfläche nicht nur die Finnen, Schweizer und Portugiesen in Begeisterung, sondern bereicherte insgesamt den kulturellen Austausch der Meisterschaften. Im von der selbstbewussten Organisation stolz präsentierten teuren Hotel als Gäste zweiter Klasse behandelt ließen sich alle Teams die gute Stimmung nicht durch Extra-Pool-Preise und fehlende Trainingsmöglichkeiten vermiesen. Statt Dekadenz, Askese. Statt Sonnen am Pool, Lesen auf den Zimmern. Statt Hotel-Restaurant, Mensa. Als Student ist man ja auch nichts anderes gewohnt. Zu viel Luxus macht die Birne weich. Vielleicht hatten die Organisatoren auch angenommen, die Studenten würden dies ebenso wenig bemerken wie die merkwürdige Tatsache, dass italienische Schiedsrichter die Spiele der italienischen Mannschaft bei einer Europameisterschaft leiteten, zu der andere Verbände, unter anderem der adh mit Stefan Kammerer, internationale Schiedsrichter entsandt hatten. Wie dem auch sei, das Turnier war ein tolles Ereignis, bei dem der sportliche Wettkampf ansonsten gut organisiert war.

Die Universitäten aus Poznan in Polen, Novi Sad in Serbien-Montenegro und Münster waren die einzigen unter den 15 Teams, die schon an den ersten EUC 2004 auf Zypern teilnehmen durften. Alle anderen Länder schickten neue Landesmeister nach Italien. Russland und Italien nahmen zum ersten Mal teil. Insbesondere der sich selbst favorisierende Meister aus Rom sah seine Mission in der Demonstration der italienischen Futsalkunst. Schließlich war der Kapitän der Italiener nicht gekommen, um Freunde zu machen, und sein Land hat ja schließlich eine lange Futsaltradition. Schon in der Vorrunde scheiterte Rom an den Kroaten aus Split. Im Spiel um Platz 5 gab es eine 0:5-Schlappe gegen Moskau, die das Pech hatten, in der Vorrunde auf Novi Sad zu treffen, so dass der unglückliche Modus ihnen keine Chance mehr ließ, das Finale zu erreichen.

Die Europameister kommen erneut aus Novi Sad, die sich wie im Vorjahr souverän im Halbfinale gegen Poznan mit 9:4 durchsetzten und im Finale knapp die Mannschaft aus Split trotz eines 1:3-Rückstandes mit 4:3 bezwingen konnten, die im Halbfinale die Niederländer aus Lijden deutlich mit 10:5 bezwungen hatten. Wieder einmal bestach die Mannschaft aus Novi Sad durch sportliche Fairness und exzellentes Spiel.

Die Uni Münster konnte diesmal mit ihrem besten Team anreisen: Spieler-Trainer Georg von Coelln, Tomasz Luzar, Kapitän Julian Tietze, Andre Baron, Chris Wenning, Gereon Quick, Stefan Westerheide, Daniel Rehers, Julian Offermann und David Hellendrung.

Bereits in der Vorrunde brachte das erste Spiel gegen den portugiesischen Meister aus Covilha eine große Überraschung. Hatte noch am Vorabend der portugiesische technische Direktor des Turniers die Regelkenntnisse der Deutschen angezweifelt, so stand das Team aus Portugal gegen den Außenseiter aus dem Futsal-Entwicklungsland am Rande einer verdienten Niederlage. Der hervorragende portugiesische Torhüter vereitelte unzählige Torchancen der Münsteraner und rettete seinem Team ein 1:0 zur Pause. Danach drehte das deutsche Team das Ergebnis, führte souverän mit 3:1 und vergab weitere Möglichkeiten, das Ergebnis zu erhöhen, ehe die Portugiesen zwei Minuten vor Schluss durch einen abgefälschten Schuss auf 2:3 verkürzen konnten. 18 Sekunden vor Spielende gewährte das italienische Schiedsrichtergespann, das zuvor noch ein Tor von Münster unerklärlicherweise aberkannt hatte, den Portugiesen einen Sechsmeter-Penalty, der zum 3:3-Endstand verwandelt wurde. Das Team aus Münster stand sich in diesem Spiel nur selbst im Weg und verpasste trotz einer hervorragenden Mannschaftsleistung eine Sensation nur aufgrund mangelnder Routine und Cleverness.

Im zweiten Spiel besiegte Münster die Schweiz klar mit 4:1. Die sehr harte Spielweise der Schweizer, die entgegen der Spielidee des Futsals nicht von den Schiedsrichtern aus Italien unterbunden wurde, verhinderte einen höheren Sieg für Münster.

Im letzten Gruppenspiel gegen die überlegenen Polen aus Poznan verlor Münster verdient mit 4:8. Da die Portugiesen, die 2:8 gegen Polen verloren hatten, gegen die Schweizer mit 10:1 gewinnen konnten, wurde Münster damit aufgrund des schlechteren Torverhältnis Dritter hinter den souveränen Polen und den glücklich punktgleichen Portugiesen.

Im Halbfinale der Endrunde um den neunten Platz demonstrierte die Mannschaft aus Münster gegen die zuvor sehr selbstbewussten Österreicher, deren Sonnenbrillen umgekehrt proportional zu ihrer Spielstärke war, mit einem 15:3-Erfolg, dass sie sich in der Vorrunde vom Ergebnis her unter Wert geschlagen hatte. Im Finale um Platz neun unterlag sie allerdings dem Team von Opole aus Polen mit 1:5 und zeigte bedauerlicherweise ihre schwächste Turnierleistung.

Da in vielen Ländern, insbesondere in Portugal, Polen, Italien und Russland, semiprofessionelle Futsal-Ligen bestehen, in denen auch die Uni-Teams sehr erfolgreich mitspielen und wöchentlich die Gelegenheit haben, Wettkampfpraxis auf hohem Niveau zu erwerben, ist es umso erstaunlicher, dass die Mannschaft der Uni Münster, die alle drei Monate um eine zweite Trainingszeit beim eigenen Hochschulsport kämpfen muss, mit den Mannschaften aus diesen Ländern mithalten und insbesondere das ruhmreiche portugiesische Team spielerisch beherrschen konnte. Leider spiegelt der zehnte Platz diese Leistung nicht ausreichend wider. Immerhin konnte Münster die Teams aus Frankreich, Finnland, Österreich, Zypern und der Schweiz hinter sich lassen.

Dennoch waren die Europameisterschaften für die Spieler aus Münster, die für dieses Turnier und die Vorbereitung bei den wenigen Futsal-Turnieren in Deutschland und angrenzenden Ländern viel Geld und Zeit investiert haben, mit einer Bilanz von zwei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen ein großer Erfolg. Insbesondere konnten sie die sehr gute Leistung und den vierten Platz beim internationalen Futsal-Turnier für Uni-Mannschaften in Eindhoven bestätigen. Im Vergleich zum Vorjahr, wo Münster ebenfalls Rang 10, allerdings von 12 Teams, erreicht hatte, bedeutete dieses Jahr eine deutliche Steigerung sowohl hinsichtlich der Leistung als auch der Platzierung, da das spielerische Niveau des Teilnehmerfeldes in Italien in Relation zum Vorjahr noch höher einzuschätzen war.



Final Places:
1. University of Novi Sad
2. University of Split
3. A.M. University of Poznan
4. Leiden University
5. Univ of Phys Educ of Moscow
6. University of Tor Vergata
8. University of Beira Interior
8. University of La Sapienza
9. Technical University of Opole
10. Universität Münster / WG Münster
11. University of Lapland
12. University of Graz
13. Staps of St. Etienne
14. University of Geneva
15. Intercollege of Nicosia