Lagos, Portugal, 27.April 2007 – 29.April 2007
Portugiesische Gastfreundschaft und brasilianische Tänze bei Nacht…
… und damit ist der kulturellen Vielfalt des Futsal Nations Cups 2007 (Taça das Nações de Futsal Feminino) noch lange nicht genüge getan.
Die letzte April-Woche verbrachte das Frauen-Team des UFC Münster in der wunderschönen Küstenstadt Lagos an der portugiesischen Algarve. Unweit der Unterbringung, des 4-Sterne-Hotels Tivoli wurde in diesem Jahr der Futsal Nationen-Pokal 2007 für Frauen ausgetragen. Auf dem hervorragend organisierten Event, kämpften sie zusammen mit fünf weiteren Frauen-Futsal-Teams aus aller Welt um den begehrten Titel. So gehörten die japanischen Fun-Ladies, die spanischen Frauen von MÓSTOLES, die portugiesischen Futsalspielerinnen von BENFICA LISSABON, die britischen Frauen von TRANMERE VICTORIA und die späteren Siegerinnen ASSOCIAÇÃO SABESP / SÃO PAULO aus Brasilien zum erlesenen Teilnehmerfeld.
Den Anfang nahm das Abenteuer mit kleinen und großen Irritationen am Münsteraner Hauptbahnhof. Aber nachdem die richtigen Tickets gekauft und im Zug dann auch noch die bis dahin vermisste Torhüterin Frederieke Teeke zur Truppe stieß, fiel die erste Anspannung ab und die Vorfreude auf südliche Sonne und Meeresbrise war nicht mehr zu bremsen. Kleine Hindernisse, wie abgelaufene Personalausweise und unbeachtete Flüssigkeitsbestimmungen brachten die Münsteranerinnen nicht mehr aus dem Konzept.
Mit dem Sonnenuntergang landeten sie in Faro/Portugal und wurden gleich Zeugen der hervorragenden Arbeit der Turnierorganisation. Ein eigener Kleinbus samt Fahrer und persönlichem Guide stand vor den Türen des Flughafens und wartete – auch um kurz nach 23 Uhr Ortszeit. In einem kleinen Restaurant an der Schnellstraße machte man erste portugiesische Sprach- und Genusserfahrungen.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Spanier den portugiesischen Holländer gleichkommen ist die gut gemeinte Höflichkeit „Gracias“ ein Fauxpas, aber dennoch durften die UFC-Ladies sofort die unglaubliche Gastfreundschaft genießen und wurden charmant eines besseren belehrt. An dieser Stelle ein dickes „Obregado“!
Die erste Nacht verbrachte das Team in Apartments in Lagos, in denen man es auch gut eine Woche mit Strandurlaub ausgehalten hätte. Die verletzungsbedingt nicht mitgereiste Sarah Holzgräfe, die nicht nur für diese Unterkunft gesorgt hatte, fehlte dem Team dann spätestens beim gemeinsamen Frühstück auf der Sonnenterasse.
Nur schwer konnten sich die begeisterten UFC-Damen vom Meerblick losreißen. Mit Sack und Pack wurde das Team unter Leitung des persönlichen Guides Mauro bereits zur ersten Trainingseinheit in die Halle von Lagos chauffiert. Dort wurden Passübungen, kleine Torschussübungen und Angriffstechniken mit der Mannschaft trainiert, die noch nie zuvor in dieser Konstellation einer Wettkampfsituation ausgesetzt war. Im anschließenden Abschlussspiel festigte das Westfälische Team seine für dieses Turnier wichtigste Taktik: Zusammen sind wir stark. Allen Spielerinnen war schon im Vorfeld klar, dass sie nur mit vereinten Kräften vornehmlich in der Defensivarbeit bestehen können.
Im Anschluss ging es dann endlich mit ihrem eigenen Turnier-Bus Richtung Hotel.
Das mulmige Gefühl im Bauch, während sie verschwitzt, aber glücklich in Sportklamotten gehüllt die Lobby 4-Sterne-Hotels betraten, ist kaum zu beschreiben. Jeder – aber wirklich jeder – behandelte die UFC-Ladies wie die Nationalmannschaft höchstpersönlich. Man sprach Deutsch, wusch täglich kostenlos Trikots, sowie private Kleidung, ständig war aufmerksames Personal in der Nähe, das jeden Wunsch erfüllte und man sorgte in reichlichen Mengen und köstlichster Zubereitungsweise für das leibliche Wohl.
Am ersten Turniertag wurden Hotel, Pool, Strand, Klippen, Sonne und Sand näher in Augenschein genommen, allerdings wurde dieses Glück nicht allen zu Teil. Laura Riesenbeck und Liesa Herholz übernahmen die Aufgabe des zu Hause gebliebenen Coachs Georg von Coelln beim Empfangsdinner und Technical Meeting. Die hier deutlich werdende Professionalität der Veranstaltung und seiner Organisatoren ließ die Vertreterinnen des UFC Münster kurz erstarren, aber mit etwas Charme und exzellenter Kommunikationsfähigkeit auf Englisch gewannen sie schnell die Zuneigung der Verantwortlichen und kamen ins Gespräch mit den besten Schiedsrichtern aus Portugal und England, den britischen Trainern, der Abgeordneten der britischen Football Association und nicht zuletzt der Trainerin Vera Bettencourt des portugiesischen Teams Benfica Lissabon. So wurde die Tatsache, dass sie im Gegensatz zu allen anderen teilnehmenden Teams ohne Trainer, Offizielle und „nur“ als Hobbytruppe anreisten eher nebensächlich. Der Aufregung nicht genug: Frau Bettencourt bot den Benfica’s mannschaftseigenen Physiotherapeut Rui Ribeiro zur freien Verfügung an: so wurden den Münsteraner Futsal-Frauen doch noch professionelle, medizinische Betreuung geboten: täglich kamen sie nun in den Genuss regelmäßiger Kniebehandlungen, Massagen und perfekter Tapeverbände.
Die professionelle Einstellung war ihnen nun gewahr geworden, aber die spielerische Klasse verschlug dem UFC am ersten Turnierabend die Sprache. Im Spiel Benfica Lissabon gegen Móstoles, den beiden Teams aus unserer Gruppe beobachteten wir DIE Prestigebegegnung überhaupt. Bereits im Iberia Cup lieferten sich die beiden Teams einen heißen Kampf, um die Revanche von der Revanche. Zuvor trennten die Teams sich zwei mal mit einem nur knappen Sieg je Mannschaft. Noch nie haben die deutschen Spielerinnen Frauen mit einer solchen Geschwindigkeit und Kraft über die volle Spielzeit von zwei mal 20 Minuten kicken sehen. Zwischen grölenden Fans und damit einer atemberaubenden Stimmung spielte man schon mit dem Gedanken, was in einem Sommermärchen-Deutschland los sein, bereitete man dem Futsal mehr Entfaltung…
Zwischen nur drei Stunden Schlaf kritzelte Interims-Trainerin Liesa Herholz taktische Überlegungen auf den Block – in Gedanken bei einer bevorstehenden Blamage gegen niemand geringeres als Benfica Lissabon. Die kulinarischen Köstlichkeiten am nächsten Morgen fanden eher gezwungener Maßen ihren Weg in die Bäuche, nur wenige Stunden trennten sie noch von dem ersten Spiel um 11Uhr Ortszeit.
Plötzlich ging alles ganz schnell. Wie die Profis lief der UFC zur WM-Musik von 2006 in die Halle ein, reichte Gegnerinnen und Schiedsrichtern die Hände und stand parat für das Mannschaftsfoto. Das Warmspielen vor den Zuschauern, letzte taktische Anweisungen, ein eigener Kampfspruch sowie die Angst der Kraft der Gegner nicht gewachsen zu sein verlieh den deutschen Futsal-Pionierinnen aber ein gutes Mannschaftsgefühl und – wie sich im Spiel herausstellte – einen beachtlichen Kampfgeist. Zeitweise gelang es aufgrund der starken Mannschaftsleistung gegen den Ansturm auf das Deutsche Tor anzukämpfen. Das Ergebnis 1:22 war trotzdem sehr deutlich. Immerhin war der Gegner eines der weltbesten Frauen-Futsal-Teams und in dem sogar aktuelle portugiesische Fußball-Nationalspielerinnen spielten. Im Großen und Ganzen entspricht der Verlauf des Spiels den Einschätzungen der UFC-Spielerinnen, die vor jedem Spiel der Presse ein kurzes Statement geben mussten.
Eigentlich waren sie nach dem Spiel schon bedient und hätten gerne den Rest des Tages auf der faulen Haut gelegen. Um 22 Uhr Ortszeit stand jedoch das zweite Gruppenspiel gegen die spanischen Vertreter von Mostoles an. Dieses Match wurde 0:21 Toren verloren. Trotz der wunderbaren Unterstützung des Physiotherapeuten war man körperlichen Anstrengung noch nicht gewachsen und leider wurde auch die erste Halbzeit verschlafen. In der Zweiten Halbzeit hingegen kamen die UFC-Frauen besser ins Spiel und konnten die Gegentorfrequenz nicht nur verringern, sondern auch phasenweise das Spiel kontrollieren.
Ein Highlight des Turniers war sicherlich die Bekanntschaft mit der portugiesischen Fußballnationalspielerin Sofia Cristina Rodrigues Vieira. Beim Physiotherapeuten von Benfica Lissabon kam man ins Gespräch und unterhielt sich übers Studium, das Leben und natürlich über Futsal und Fußball. Die Lockerheit der Gespräche und die Freundlichkeit, mit der man den Münsteraner Futsalerinnen entgegnete war großartig. Die UFC-Spielerinnen werden wir dies sicher nie vergessen.
Im Spiel um Platz 5 dann trafen sie auf die Tranmere Victoria FC, deren Herren übrigens zu den Futsal-Pionieren Englands gehören und als erstes britisches Team in der Saison 2003/2004 Erfahrungen im UEFA-Futsal-Cup sammeln durften. Die englischen Futsal-Damen entsprachen der Kragenweite des UFC wurden völlig ungefährdet mit 5:2 geschlagen.
Nach dem Spiel übernahm Laura Riesenbeck wie bereits nach den beiden Spielen zuvor die Stellungnahme vor den TV Kameras und wurde zu Recht von der Presse mit zwei starken Toren und hervorragender Mannschaftsdienlichkeit zum MVP (Most Valuable Player des Spiels) gewählt.
Nach den beiden weiteren Finalspielen um Platz 3 zwischen den Funladies aus Japan und Benfica, sowie um Platz eins zwischen Mostoles und den brasilianischen ASSOCIAÇÃO SABESP verwandelte sich der Bankettsaal zum Hexenkessel. Es wurde getrunken, wobei die britischen Mädels wohl den ersten Platz belegt hätten, gegessen, gelacht und vor allem lauthals gesungen. Englische, portugiesische und spanische Gesänge schallten durch den Saal.
Auf der Straße tanzend, mit brasilianischen Turniersiegerinnen lachend und Cocktails schlürfend verbrachten die UFCler die Nacht.
Wenn man die westfälischen Teilnehmerinnen fragt, was Ihnen am Besten gefallen hat, dann erzählen sie zuerst von den neuen Freunden aus Brasilien. Gemeinsam mit Ihnen verbrachten sie viel Zeit beim Beachen, Kicken und hauptsächlich Lachen. Neben vielen geschossenen Erinnerungsfotos wurden auch Email-Adressen und vor allem Trikots getauscht. Nun wird man in Sao Paulo Futsal spielenden Mädels begegnen, die Münsteraner Trikots tragen!! Umgekehrt verleihen die UFC-Ladies mit ihren neuen „futsal feminino“ bedruckten Shirts den münsteraner Gefilden und Kelinfeld-Plätzen brasilanisches Flair.