Im Februar 2002 erhielt die Studierenden-Fussball-Mannschaft der WWU Münster eine Einladung zu einem Turnier nach Portugal. Gerne nahmen wir die Einladung der Polytechnischen Hochschule Setúbal an. Dem Einladungsschreiben beigefügt war ein dickes Regelwerk. Davon wurde keinerlei Notiz genommen, denn Hallenfußball spielen können wir schließlich.
Mário Simões, Chef des Uni-Sports an der polytechnischen Hochschule von Setúbal und sein befreundeter Kollege, der Leiter des Münsteraner HSP, Wolfram Seidel initiierten diese internationale Begegnung. Die gastfreundlichen Portugiesen sagten uns 3 kostenlose Übernachtungen, den Flughafen-Transfer und einen Shuttle-Service während des Turniers zu. Da hörte sich super an.
Ich dachte mir: Interessierte Spieler zu finden dürfte keine Schwierigkeit sein, wenn die Kosten für jeden einzelnen Teilnehmer in einem erträglichen Rahmen blieben. Der HSP bot an die Hälfte der Flugkosten zu übernehmen!! Jetzt war es an mir einen günstigen Flug zu finden. Nach schockierenden Angeboten von 490.- bis hin zu 1611.-Euro (pro Person!) ergab sich doch noch eine günstige Möglichkeit: 241 Euro pro Person von Düsseldorf nach Lissabon inkl. aller Gebühren. Jeder von uns Studenten sollte nur noch einen kleinen Betrag des Flugpreises dazu geben. Dieses Angebot zwang uns glückerlicherweise einen Tag früher in Portugal anzukommen. Daraufhin wurde eine Jugendherberge in Lissabon gebucht. Organisatorisch war Mitte März alles in trockenen Tüchern. Das Reisebüro wollte nun die Namen der Passagiere wissen. Nur 7 Spieler dürfen mit. Für wen entscheidet man sich? Wir hatten schon seit Jahren eine Uni-Mannschaft namens Münsteraner Zebras, die vor allem auf Breitensport-Turnieren –z.B. B.A.R.T. Masstricht, Bandencup Dortmund- zu finden waren und auch einige Erfolge verbuchen konnten. Da stand es fest, dass der alte, treue Stamm dieses Teams mit nach Portugal kommt. Marc „Kiste“ Kißner, Jens „Holzbein“ Schikorra und ich (Georg von Coelln). Auch schon eine Weile bei den Zebras waren Peter Lederer , Bartek Kajzerek und Oktay Molla. „Nachnominiert“ wurde Julian Tietze, der ein HSP-Neuling, aber eben auch ein auffallend guter Fußballer war und uns glücklicherweise verstärkte. Den offiziellen Part übernahm HSP-Vize-Chef Jörg „Buxton“ Verhoeven.
Wir entschieden uns aus Kostengründen gegen das Rail-and-Fly-Ticket und legten am Montag, dem 22.April den Weg zum Flughafen Düsseldorf mit dem HSP-9-Sitzer, der uns später noch treu zu einigen Turnieren begleitet hat, zurück.
Im Gepäck Getränke, die für einen Tag reichen sollten, aber schon am Flughafen aufgebraucht waren. Nach ein paar ballartistischen Einlagen im Check-in-Bereich und einer Fressorgie bei McDonalds verliessen wir am Morgen des 22. April das nasse NRW und landeten etwa 3 Stunden später in Lissabon.
Mit über 30° C Grad am frühen Nachmittag lachte uns die portugiesische Sonne an. Wir fuhren in die zentral gelegene Jugendherberge, verstauten unser Gepäck, liefen durch schmale Gassen, über großzügig angelegte freie Plätze, durch Prachteinkaufsstrassen leicht bergab in Richtung Wasser und erkundeten so die eindrucksvolle Architektur der Hauptstadt Portugals. Anschließend erklommen wir die über Lissabon thronende, riesige Festungsanlage und ließen genüsslich den Blick über die wunderschöne Altstadt, auf den Atlantik, den in den Ozean mündenden Rio Tejo und auf die erhaben auf dem anderen Tejo-Ufer stehende Statue des San Christobal schweifen. Die Sonne verschwand hinter dem Bairro Alto. Die fesselnde Stimmung der untergehenden Sonne wurde durch den reizvollen Anblick der Lichter der Stadt abgelöst. Knapp unterhalb der Festung suchten wir ein -unserer Meinung nach- typisches Abendlokal auf. Der Wein war ok, dass Essen –unserer Meinung nach wieder- typisch salzig und das Gericht von Jens und mir lässt sich wie folgt beschreiben: große, geräucherte Mettwürste, die man in der Flamme bruzzelnd serviert bekam. Lustig wurde es als die Kabarettisten, die sich offensichtlich durch unsere lauten Gespräche gestört fühlten, Jens in ihre Show miteinbezogen, der sich trotz Verständigungsproblemen wacker schlug. Zahlreiche Gäste saßen auf den Treppen und nutzten jede andere Sitzgelegenheit. Die Stimmung war gut, denn der Laden war anscheinend absolut in. Für uns ging es zur Jugendherberge zurück. Resumee des Tages: Tolles Wetter, sehenswerte Stadt und süffiger Wein (von dem Bartek und Oktay dem Befinden nach wohl doppelt soviel wie die anderen getrunken hatten).
Ein Teil der Mannschaft verbrachte die Nacht auf dem Balkon des JH-Zimmers. Diese Jungs wurden am Dienstagmorgen selbst von den warmen, kitzelnden Sonnenstrahlen und Hupen und Abgasen des Verkehrschaos’ unterhalb ihres Schlafplatzes nicht wach. Lag es am Wein? Wir mußten sie unsanft aus den süßen Träumen holen. Am nächsten Morgen holte uns Mário Simões mit einem Kleinbus an der Jugendherberge ab, fuhr mit uns nach Setúbal, das 40 km südlich von Lissabon liegt, und lieferte uns und den Bus, der uns für die nächsten Tage zur freien Verfügung stand (!), am modernen Ibis-Hotel ab. Wir bekamen zu zweit ein Zimmer und waren überglücklich mit dem Beginn des zweiten Tages.
Eine kurze Weile später folgten wir ihm zur Sporthalle. Wir waren von der Halle beeindruckt. Dieses Gefühl wurde bald von einem anderen abgelöst, denn Mário gab uns einen Ball, dessen Eigenart uns in Erstaunen versetzte: Er war zwar auch rund und aus Leder, besaß die jedoch die Größe eines Jugendfußballs und er sprang anders. Dieser Ball hatte ein extrem reduziertes Sprungverhalten. Nach einigen fast peinlichen Fernschussversuchen fuhren wir über Futsal diskutierend zur Mensa. Mit Mários Hilfe klärten wir die vermeintlichen Regelunterschiede.
Großzügig mit Essensgutscheinen ausgestattet, ließen wir es uns in der Mensa schmecken. Dort fielen wir natürlich nicht nur wegen unserer blonden Jungs Jens und Julian auf, sondern weil wir schon vereinzelt die Uni-Münster-Trikots trugen.
Gegen Nachmittag startete das Turnier. Es kam, wie es kommen musste. In Unkenntnis der Regeln zahlte jeder Spieler ein hohes Lehrgeld, denn jeder Verstoß wurde unnachgiebig geahndet. Bei den Schiedsrichtern bot sich nur zwischen den Matches die Verständigung über den dolmetschenden Mário. Selbst dies führte noch zu Missverständnissen und ließ uns im Verlauf des gesamten Turniers nur äußerst mühsam die Regeln erahnen. Bei der Siegerehrung überreichte man uns trotzdem schmeichelhafterweise den Fair-Play-Pokal. Vermutlich haben wir diese Auszeichnung für den freundlichen Umgang mit den Schiedsrichtern bekommen. Schiedsrichter gab es bei dieser sonderbaren Sportart viele: Es gibt den Schiedsrichter, der sich vor allem an der Seitenlinie aufhält, einen zweiten Schiedsrichter, auf der dem Schiedsrichter gegenüberliegenden Seitenlinie und an der Auswechselzone in Höhe der Mittellinie agieren zusätzlich der dritte Schiedsrichter, der die Fouls zählen und anzeigen muß, sowie der Zeitnehmer.
Mit der anfänglichen Verwirrung über die Regeln, gaben wir die fruchtlosen fragenden Blicke und Gesten in Richtung Schiedsrichter auf und versuchten verzweifelt den Durchblick zu erlangen. Es gab ab dem 6. Foul eines Teams pro Regelverstoß einen Strafstoss aus 10 Metern ohne Mauer direkt auf das Tor der foulenden Mannschaft. Soviel wussten wir nach dem ersten Spiel! Warum begingen wir soviel Regelverstösse. Zum Glück gab es auch Verstösse, die nicht (kumuliert) gezählt wurden. Dazu gehörte auch der für uns besonders unverständliche Einkick: Spieler O. hatte es sogar im dritten Spiel noch nicht begriffen, dass der Ball nicht eingerollt, sondern eingekickt wurde. Wie sollten wir mit so einer –stets vom vorabendlichen Alkoholgenuß- eingeschränkten Auffassungsgabe uns selber erarbeiten, dass z.B. der Ball genau auf der Linie ruhen und innerhalb von 4 Sekunden nach Aneignung des Balles gespielt sein musste.
Trotz aller Probleme mit den ganz neuen Regeln begeisterte uns besonders die Schnelligkeit dieses Futsals. Natürlich beobachteten wir auch die erforderliche Technik, Übersicht und Ausdauer bei den portugiesischen Gegnern. Gerade konditionell konnten wir aufgrund mehrerer Faktoren nicht mithalten: das viel wärmere Klima, die Auswirkungen des Super Bock und die Tatsache, dass nur 2 bzw 1 Auswechselspieler für die Anforderungen des Futsal viel zu wenig sind. Nach dem ersten Spiel musste Julian wegen einer Rückenverletzung ins Krankenhaus, fiel später –nach seinem zweiten Besuch im Krankenhaus- mit Platzwunde am Kopf auch noch für die restlichen Spiele aus. Des Weiteren war ich, Torwart Georg, auch noch nicht fit, denn ich hatte wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers 5 Monate kein Sport machen dürfen. Trotz allem verliefen die 3 Partien durch kämpferischen Einsatz unserer Spieler ausgeglichen. Schließlich reichte diese Leistung zu einem 5.Platz.
Anschließend gab es in der Mensa ein reichliches Dinner für alle Mannschaften.
Wir plünderten auf der Fahrt zum Hotel eine Tankstelle, luden alle dort erhältlichen Super-Bock-Dosen und ein paar Flaschen Wein in unseren Transporter und ließen den Abend feucht-fröhlich ausklingen.
Am Mittwoch genossen wir das üppige Frühstück unseres Ibis-Hotels, guckten uns gemütlich die Stadt an, verspeisten in der unglaublich warmen April-Sonne Portugals zu einem Spottpreis mehrere Platten Salat, Kartoffeln und gegrillten, frischen Atlantik-Fisch, spielten wie oben beschrieben noch 2 Spiele und glänzten nach Abpfiff des Spiels um den 5. Platz in deutscher Touri-Manier an den Super-Bock-Dosen. Die abschließende Siegerehrung mit Offiziellen der Escola Superior de Tecnologia de Setúbal wurde von uns lauthals mit La Ola untermalt.
Der Abend wurde mit einem schmackhaften Essen eingeleitet. Danach ging es mit Mário und seinen Kollegen und Freunden ins Kneipenviertel von Setúbal. Es war eine tolle Nacht, in der wir viel Spaß hatten. Warme Temperaturen, Schikke wollte „Stafette saufen“, Oktay outete sich, kühles Super Bock, süßer Moscatel und später ging es in die Disco.
Donnerstag war Sightseeing angesagt. Mário zeigte uns die wunderschöne Umgebung von Setúbal, erzählte uns Wissenswertes, lud uns zum fantastischen Mittagessen ein. Wir verbrachten Zeit am Strand, abends gab’s Tintenfisch en masse, dazu Getränke nach Wahl, abschließend Moscatel de Setúbal, Espresso,…ein perfekter Tag!
Leider mussten wir am nächsten Nachmittag, nach ausgiebiger Sightseeing-Tour Lissabons, das sommerliche Klima verlassen, um am Abend des 26.April im nassen und kalten Düsseldorf landen zu können.
Und die Moral von der Geschicht:
Futsal muss im Hochschulsport der Westfälischen Wilhelms-Universität eingeführt werden!
Folglich wurde dies direkt fürs nächste Semester umgesetzt:
Seit Wintersemester 2002/2003 gibt es offiziell Futsal im Rahmen des Hochschulsport-Programms und seit dem Dezember 2002 gibt die Futsal-Wettkampfmannschaft der Uni Münster deren Seiten hier anzuschauen sind.