Kaunas, Litauen, 10.September 2006 – 15.September 2006
Münster sammelt die ersten Punkte für Deutschland im UEFA-Futsal-Cup
Der UFC Münster hat vom 10. bis 15. September in Kaunas, Litauen, an der ersten Runde des UEFA-Futsal-Pokals teilgenommen und sich mit seiner Leistung erste Meriten auf höchster europäischer Ebene verdient. Zwar fehlten am Ende 50 Sekunden zum ersten Sieg im UEFA-Cup, aber das 2:2-Unentschieden gegen die Halbprofis von Parnassios Nicosia aus Zypern und das 2:2 gegen den USC Eugendorf aus Österreich bewiesen, dass sich der UFC Münster mit vielen Mannschaften in Europa auf Augenhöhe befindet. Beim Nations Cup in Portugal Anfang September hatten die Münsteraner noch das allerhöchste Vereinsniveau gegen die brasilianischen Profis von Kairat Almaty kennen lernen dürfen. Dennoch mussten sie im ersten Spiel gegen Nafta Mazeikiai aus Litauen verdient geschlagen geben. Die eigenen hoch gesteckten Ambitionen erfüllte der UFC damit zwar nur teilweise, da zumindest das Spiel gegen Eugendorf hätte gewonnen werden sollen, aber insgesamt stellen die zwei erreichten Remis einen großen Erfolg dar. Der einzige UEFA-Cup-Neuling, der erfolgreicher war als der UFC, sind die Schweden aus Skövde, die sogar in die zweite Runde einziehen konnten. Der englische Meister blieb selbst bei der fünften Teilnahme seines Verbandes ohne Punkt, die Franzosen aus Roubaix, im letzten Jahr noch punkt- und chancenlos, schafften bei ihrem zweiten Start nur einen Sieg gegen die Schotten, die im Juli 2006 zum ersten Mal auf der europäischen Futsallandkarte aufgetaucht waren.
Seine Premiere feierte der UEFA-Futsal-Cup in der Saison 2001/02. Daran dürfen seitdem nur die Meister der Verbände teilnehmen. Einzige Ausnahme ist Spanien, das als zweiten Starter den Titelverteidiger Boomerang Interviu aus Madrid ins Rennen schickt.
Für die Münsteraner begann die Reise auf europäischer Bühne im April 2006 mit dem Sieg beim ersten Futsal-Cup des DFB in Göttingen. Die besten acht Vereine aus Deutschland kamen zum Kampf um die erste deutsche Meisterschaft im Futsal zusammen. Münster vertrat als Westdeutscher Meister den WFLV. Der UFC setzte sich im Finale mit mehr Glück im Sechsmeterschießen gegen Göttingen nach einem torlosen Remis nach regulärer Spielzeit durch. DFB-Vize-Präsident Dr. Engelbert Nelle und die Vertreter der UEFA , die das Turnier beobachtet und mit den Verantwortlichen des DFB über die weitere Förderung des Futsals in Deutschland beraten hatten, luden den UFC Münster zur ersten Teilnahme einer deutschen Mannschaft im UEFA-Futsal-Pokal ein. Am 6. Juli durften Georg von Coelln und Gereon Quick als Vertreter des UFC am Genfer See der Auslosung des UEFA-Cups beiwohnen. In der Vorrunde bekam Münster als Neuling mit den beiden am höchsten eingestuften Clubs aus Litauen und Zypern die denkbar schwersten Gegner zugelost.
Die spielerische Vorbereitung auf dieses Highlight im Leben eines Futsalspielers verlief allerdings steinig. Wegen des juristischen Staatsexamens musste Stammspieler Julian Tietze leider sogar seine Teilnahme am UEFA-Cup absagen. Andere Spieler kämpften immer wieder mit Verletzungen. Dennoch verzichtete der UFC darauf, interessierte Futsalspieler aus anderen Ländern nur für den europäischen Wettbewerb zu engagieren. Durch ihre nationalen Erfolge hatten sich die Spieler den Einsatz in den UEFA-Spielen verdient. Der UEFA-Cup ist das Sahnebonbon in der Karriere der Spieler.
Den Kader des UFC Münster bildeten: Georg von Coelln und Tomasz Luzar im Tor; André Barón, Alexander Forstbach, Chris Wenning, Jonas Bräuer und Gereon Quick in der Defensive; Stefan Westerheide, Uli Winkler, Jan Meier, Bartek Kaiserek, Julian Offermann und David Hellendrung in der Offensive.
In Kaunas fanden die Spiele in einer großen, traditionsreichen Sporthalle statt. In der ersten Begegnung am Montag unterlagen die Österreicher den Zyprioten klar mit 1:5. Die erfahrenen Favoriten dominierten am ersten Spieltag die Neulinge, die zuvor die Stärke der Gegner nicht so gut einschätzen konnten. Dem UFC erging es am Ende sogar noch schlechter mit einem 1:8 gegen die Heimmannschaft. Nach dem 0:3 zur Pause verstärkte Münster seine Angriffsbemühungen. Einen Schuss von David Hellendrung konnte ein litauischer Spieler nur mit der Hand abwehren. Den fälligen Sechsmeter verwandelte Julian Offermann gewohnt sicher zum 1:3 und damit dem ersten deutschen Tor im UEFA-Futsal-Cup. Der UFC spielte daraufhin weiter offensiv, um das Spiel doch noch zu drehen. Die Litauer nutzten allerdings einen Konter zum 1:4. In ihrem ersten UEFA-Cup-Spiel wollten die Spieler des UFC die Niederlage nicht wehrlos hinnehmen, griffen weiter an und ließen ihren Torwart Georg von Coelln im Stich. Der 1:8-Endstand fiel dadurch viel zu hoch aus, aber der Sieg von Mazeikiai war natürlich verdient.
In der zweiten Begegnung wartete Parnassios Nicosia. Die Zyprioten wurden vor dem Turnier als stärkster Gegner eingeschätzt. Der Respekt der Münsteraner vor den schnellen Spielern und den einstudierten Standardsituationen war dementsprechend groß. Zwei Standards führten in der ersten Hälfte zum 0:2 für Nicosia. Nach der Pause wurden das Tempo und die Aggressivität von beiden Mannschaften erhöht. In der dreißigsten Minute spielte Chris Wenning in der eigenen Hälfte einen perfekten Pass auf Gereon Quick, der die Abwehr von Nicosia überlief und dem zypriotischen Keeper den Ball durch die Beine ins lange Eck zum 1:2 schoss. Die Münsteraner begingen während ihrer Aufholjagd jedoch zu viele Fouls. Die Regeln des Futsals kennen gegenüber zu hart spielenden Teams keine Gnade. Ab dem fünften Teamfoul gab es bei jedem weiteren Vergehen einen Zehnmeterstrafstoß. Doch Tomasz Luzar hielt die beiden Penalties der Zyprioten und seine Mannschaft damit im Spiel. 40 Sekunden vor Schluss wurde Stefan Westerheide vor dem gegnerischen Strafraum umgerissen. Die folgende gelb-rote Karte bescherte dem UFC noch einmal ein kurzes Überzahlspiel 5 gegen 4. Der Freistoßhammer von Jonas Bräuer wurde zwar zunächst abgewehrt, aber David Hellendrung behielt die Übersicht und passte auf den langen Pfosten. Chris Wenning netzte 27 Sekunden vor Schluss elegant ein. Der Jubel über den ersten deutschen Punktgewinn gegen starke Zyprioten war nach diesem tollen Spiel groß. Der Sieg der Litauer gegen Eugendorf besiegelte dennoch erwartungsgemäß das Ausscheiden des UFC aus dem UEFA-Cup.
In der ersten Halbzeit des letzten Spiels zwischen dem UFC und dem österreichischen Meister USC Eugendorf, der auch in der vierten Fußballliga spielt, entwickelte sich ein Spiel auf ein Tor. Der UFC kam zu zahlreichen hochkarätigen, aber ungenutzten Möglichkeiten durch Hellendrung, Westerheide, Offermann, Kaiserek, Baron und Quick. Nach zehn Minuten gelang allerdings den Eugendorfern nach einem Foulspiel gegen Chris Wenning, das die Schiedsrichter erstaunlicherweise nicht ahndeten, durch einen Schuss aus der Drehung das 0:1. Nach einem Solo auf der rechten Seite legte Stefan Westerheide auf David Hellendrung auf, der nur zum 1:1 einschieben musste. In der zweiten Hälfte war das Spiel offener mit Chancen auf beiden Seiten. Chris Wenning vergab bei einem eleganten Heber allein vor dem Torwart die beste für den UFC. Acht Minuten vor Schluss verletzte sich Gereon Quick und schied aus. David Hellendrung erzielte zwei Minuten später das 2:1 für den UFC durch einen gezielten Schuss in den Winkel. Die Österreicher erhöhten den Druck, kamen aber immer wieder nur zu Schüssen aus der zweiten Reihe. 50 Sekunden vor Schluss fiel ein abgeblockter Schuss einem Eugendorfer drei Meter vor dem für die zweite Hälfte eingewechselten UFC-Keeper Tomasz Luzar vor die Füße. Dieser hatte keine Chance gegen den schnellen Abschluss. In den verbleibenden Sekunden hatte der UFC sogar noch eine Großchance zum 3:2. Die Spieler des UFC waren vor allem angesichts der vielen Chancen in der ersten Hälfte sehr enttäuscht über das 2:2. Die Eugendorfer werteten das Remis gegen den UFC sogar als eine Sensation. Zwei Punkte standen am Ende auf dem Konto des UFC und der dritte Platz vor Österreich (1 Punkt), aber hinter Litauen (7) und Zypern (5), die sich in einem dramatischen Spiel 2:2 trennten. Im Oktober bestreiten sie nun die Hauptrunde gegen die Meister aus Weißrussland, Georgien und Tschechien bestreiten. Darauf folgt die dritte Gruppenphase der letzten 16 Mannschaften in vier Gruppen. Die vier Gruppensieger treffen im April 2007 in zwei Halbfinalbegegnungen mit Hin- und Rückspiel aufeinander. Das Finale bestreiten die Sieger erneut in Hin- und Rückspiel. Zu den Favoriten in der zweiten Gruppenphase zählen neben anderen Kairat Almaty und Sporting Lissabon.